Corona & die Textilindustrie: Probleme, Folgen & Chancen für deutsche & internationale Textilhersteller

COVID19 Visualisierung

Die Welt steht still – und mit ihr vielerorts auch die Nähmaschinen. Das Coronavirus hat in zahllosen Ländern einen Shutdown ausgelöst, dessen Ausmaß für die Weltwirtschaft derzeit noch nicht kalkulierbar erscheint. Auch in der Textilindustrie zeigen sich schon jetzt die ersten schweren Folgen der Krise. Wir haben uns die aktuellen Bewegungen innerhalb der Textilbranche einmal genauer angesehen.

Geschlossene Geschäfte & Jobverlust in Bangladesch: Der Domino-Effekt der Corona-Beschränkungen

In Deutschland und zahlreichen anderen Ländern dürfen aktuell nur Geschäfte des täglichen und dringenden Bedarfs öffnen. Geschäfte für Bekleidung und Heimtextilien sind vorerst geschlossen. Entsprechend bleiben im Einzelhandel die Umsätze aus. Zuerst und besonders hart trifft das natürlich kleine Labels und Geschäfte. Viele von ihnen reagieren nun kurzfristig und versuchen, ihre Produkte online und via Social Media zu verkaufen. Andere wiederum stellen die Produktion auf derzeit begehrtere Produkte wie Mund-Nase-Masken und Schutzbekleidung um.

Schaufenster Modegeschäft
Die Geschäfte und Lager der großen Modeketten sind voll. Die Leidtragenden dieser Überproduktion sind vor allem Nähereien in Fernost.

Auch die Global Player der Textilindustrie ziehen bereits erste Konsequenzen aus dem zum Erliegen gekommenen stationären Textilhandel. So haben einige große Modeketten, die zu einem großen Anteil in Bangladesch produzieren, bereits Aufträge in Milliardenhöhe storniert. Und weil mehr als 50 % der benötigten Garne und Stoffe aus China bezogen werden, gibt es auch dort, wo noch genäht wird, massive Einschränkungen.

Während in Deutschland Hilfspakete verabschiedet werden, bedeutet die Zwangspause für die in den mehr als 1.000 betroffenen Nähereien beschäftigten Näher:innen einen plötzlichen Jobverlust – und der ist für sie sofort existenzbedrohend. Experten befürchten politische Unruhen als Konsequenz dieser kritischen Lage (Quelle: textilwirtschaft.de)

Folgen für die Textilindustrie in besonders betroffenen Gebieten

Die Volksrepublik China ist nach wie vor der weltweit bedeutendste Textilproduzent – und wurde zuerst vom Coronavirus in Stillstand versetzt. In den vergangenen Wochen konnte hier kaum produziert werden. Die durch den Shutdown verlorenen milliardenschweren Aufträge der Textil- und Modeketten wurden in der Zwischenzeut anderweitig vergeben – ein fataler wirtschaftlicher Verlust für China.

Innerhalb Europas ist Italien wohl am schwersten von der Pandemie getroffen worden – und mit ihr auch die in Italien so bedeutsame Welt der Mode. Was viele nicht wissen: Auch vor der italienischen Textilindustrie haben Fast Fashion und Globalisierung nicht Halt gemacht. In der Region Prato produzieren chinesische Arbeiter:innen, was dann im Geschäft mit dem qualitätsversprechenden Label „Made in Italy“ zum günstigen Preis überrascht. Teuer ist diese Überraschung nur für die Beschäftigten: Denn sie haben oft keine Papiere, sind nirgendwo offiziell gemeldet und verdienen zu wenig, um sich eine eigene Wohnung leisten zu können. Geschlafen wird auf engem Raum in der Näherei. Bestimmungen in Sachen Hygiene, Brandschutz und Arbeitszeit gibt es kaum – und ist einer krank, sind es in Ermangelung einer angemessenen medizinischen Versorgung bald alle. (Quelle: Die Presse).

Inwieweit diese Gegebenheiten sich auf die Ausbreitung des Coronavirus niedergeschlagen haben, ist unklar. Klar ist aber, dass die Konsequenzen für die Näher*innen ähnlich fatal sein dürften wie für die Menschen in Bangladesch.

Die „Gewinner“ der Corona-Pandemie

Frau mit Mundschutz
Wer jetzt die richtigen Textilien produziert, kann als Unternehmer von den Folgen der Corona-Pandemie sogar profitieren.

Desinfektionsmittel, haltbare Lebensmittel, Toilettenpapier – wer diese Güter herstellt, braucht sich aktuell nicht um seine Umsätze zu sorgen. Aber auch innerhalb der Textilindustrie gibt es Zweige, die von der aktuellen Lage profitieren können. Nie zuvor wurden zum Beispiel derart große Mengen an Nase-Mund-Masken und Schutzbekleidung benötigt. Einige Unternehmen haben ihre Produktion deshalb entsprechend auf solche Artikel umgestellt.

Auch bestimme Länder gehören zu den Gewinnern der aktuellen Lage. In der Türkei wird derzeit genäht, was nicht in Fernost hergestellt werden kann oder soll. Wurde das Land noch vor wenigen Monaten aus politischen Gründen von Investoren gemieden, kann es jetzt allein im Textilbereich einen Zuwachs von mehr als 2 Milliarden verbuchen. Aufträge namhafter Marken haben der türkischen Textilbranche einen regelrechten Erfolgsschub verliehen (Quelle: Handelsblatt).

Es sind Zeiten wie diese, in denen der Preis einer durch und durch globalisierten Welt deutlich zum Vorschein kommt. Die aktuelle Lage bestärkt uns in dem, was wir ohnehin seit jeher als unseren Auftrag betrachten: die Herstellung hochwertiger, fair produzierter Textilien Made in Germany. Natürlich können auch wir aktuell nicht vorhersagen, wo die Reise in den nächsten Wochen und Monaten hingeht. Bis mehr Klarheit herrscht und ein geregelter Alltag wieder möglich wird, bleiben wir nach wie vor Ihr Ansprechpartner in allen textilen Fragen.

Bleiben Sie gesund!
Ihre TINAtex Industrienäherei