Schlafen Balinesen auch auf Kissen? Eine Reise durch die Schlafkulturen der Welt

Ob in Frankreich, Indien oder Panama – geschlafen wird überall. Sieben bis acht Stunden am Tag sollten es sein. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. In vielen Kulturen, zum Beispiel der spanischen, gönnt man sich einen Teil des Schlafs auch tagsüber, in anderen wiederum kennt man das traditionelle Dösen am Nachmittag nicht. Aber nicht nur das „Wann“, sondern auch das „Wie“ des Schlafens ist mit großen kulturellen Unterschieden verknüpft.

Als Hersteller innovativer Kopfkissen und Kissenfüllungen liegt unserer Näherei ein gesunder Schlaf besonders am Herzen. Deshalb sind wir für Sie auf Schlaf-Weltreise gegangen und haben uns darüber informiert, wie man sich anderswo zur (nächtlichen) Ruhe bettet.

Schlaf im alten Rom: „Qui dormit non peccat“

… das ist Latein für „Wer schläft, der sündigt nicht“. Getreu diesem Motto hatte das Schlafen bei den alten Römern eine wichtige Bedeutung. Wie viele andere Tätigkeiten (z. B. das Essen), wurde auch das Schlafen im Liegen ausgeführt. Sogar einen Gott des Schlafens, Somuns, hatten die Römer. Darüber hinaus gab es sogar Tragbetten, die ein Nickerchen unterwegs ermöglichen sollten.

Ein richtiges Schlafzimmer (= Cubiculum) war ausschließlich in gehobenen gesellschaftlichen Schichten vorhanden. Die darin aufgestellten Betten aus Holz (umflochten mit Leder, Hanfseilen oder Metallbändern) verfügten bereits (ähnlich der heutigen europäischen Schlafkultur) über eine Matratze, Kopfkissen und Decken.

Bis ins 19. Jahrhundert schlief man noch in größeren Gruppen zusammen, der Luxus eines eigenen Schlafzimmers im heutigen Sinne wurde erst nach dem 2. Weltkrieg persönliches Allgemeingut in unserem Kulturkreis.

Gute Nacht, Freunde: Schlaf in Naturvölkern

Schlafender Mann an Stein
Ob das bequem ist? In vielen Kulturen schläft man ganz ohne Kopfkissen oder Decke.

Die Schlafforscher Worthman und Melby1 kategorisierten im Jahr 2002 menschliche Schlafgewohnheiten anhand verschiedener Naturvölker nach vier Gruppen. In die erste Gruppe, die Jäger, fallen vorrangig nomadische Völker. Sie schlafen direkt auf dem Boden bzw. Sand, legen aber häufig Tücher aus oder betten sich auf Blätter. Einzelne Gruppen schlafen auf Hängematten. Kopfkissen oder Decken kennt man nicht, allenfalls legt man ein paar Kleider oder Blätter unter den Kopf.

Die anderen drei Gruppen, Viehhalter, Ackerbauer und Viehzüchter, schlafen allesamt in erhöhter Position. Die Form der Erhöhung reicht dabei vom Holzblock bis hin zu mit Leder bespannten Gestellen. Als Decke werden häufig die auch am Tag getragenen Gewänder eingesetzt. Kopfkissen bilden auch in diesen Gruppen die Ausnahme.

Die Balinesen gehören übrigens zur letzten Gruppe. Sie schlafen in Betten ohne Kopfkissen und nutzen Weihrauch, um Insekten vom Schlafplatz fernzuhalten. Balinesen schlafen nicht allein, da der Schlafzustand kulturell als verletzlicher Zustand verankert ist, in dem man auf den Schutz seines sozialen Umfelds angewiesen ist.

Weil die balinesische Kultur zahlreiche nächtliche Rituale kennt, ist das Schlafen grundsätzlich nicht auf die Nachtstunden reduziert. Die nächtlichen Veranstaltungen sind fester Teil des spirituellen gesellschaftlichen Lebens, weshalb ein Balinese durchschnittlich sieben Nächte im Monat wach bleibt. Ein kleines Nickerchen am nächsten Tag (natürlich in Gesellschaft, üblicherweise zwischen 1 und 3 Uhr nachmittags) ist daher absolut legitim.

Make sleep great again: Schlafen in den USA

Hund im Bett
Nur nicht so ängstlich: Neben zahllosen Kissen sind in amerikanischen Betten auch Hunde gern gesehen.

Die Amerikaner tragen gern etwas dicker auf – und zwar nicht nur beim Essen, sondern auch im Schlafzimmer. Vielerorts schläft man dort auf hohen Matratzen und in pompösen Boxspring-Betten.

Typisch amerikanisch: der Quilt, eine traditionelle Steppdecke im Patchwork-Stil, die als Bett- und Tagesdecke verwendet wird. Unter sie legt man zum Schlafen ein dünnes Laken, das an den Seiten unter die Matratze geschoben wird.

Auch bei den Kopfkissen denken die Amerikaner in großen Dimensionen: In einem typisch amerikanischen Schlafzimmer findet sich in der Regel ein ganzes Sammelsurium von Kissen in verschiedenen Formen und Größen.

Dass in einem Doppelbett jeder über seine eigene Decke herrscht, ist nur in Deutschland Standard. In den USA, aber auch in Frankreich oder England teilt man sich gern eine große Bettdecke.

Fun Fact: Während Haustiere im Bett hierzulande eher eine Ausnahme darstellen, kuscheln die meisten Amerikaner auch nachts gern mit ihren flauschigen Freunden. Ob das auch für Deutsche Doggen gilt?!

Nickerchen in der Schule? Die Schlafkultur in Japan

In der Öffentlichkeit schlafende Frau
Kurz die Augen ausruhen: Kleine Power Naps in der Öffentlichkeit sind in Japan ganz normal.

Wovon deutsche Schüler nur träumen können, ist in japanischen Bildungsstätten eine Selbstverständlichkeit. Denn das Schlafen im öffentlichen Raum (= Inemuri) ist im japanischen Raum kulturell vollständig akzeptiert. Wer tagsüber einschläft, war in der Nacht besonders fleißig, so die kulturelle Verankerung.

In der Straßenbahn, während einer Konferenz oder eben auf der Schulbank – das kleine Nickerchen zwischendurch gehört zum japanischen Alltag.

Wichtig dabei: Der Mund muss geschlossen sein, Schlafgeräusche sind zu unterlassen und natürlich sollte man auch die Bahn nicht verpassen – nur logisch, dass die Japaner einen entsprechend leichten Tagschlaf haben.

Natürlich schlafen auch Japaner mal zu Hause – traditionell auf einem Futon (= dicke Matte aus Baumwolle), das auf dem Boden ausgerollt wird. Mit dem wachsenden Einfluss der westlichen Lebensart haben sich aber auch andere Schlafarten etabliert. Heute schläft ungefähr die Hälfte der Menschen in Japan noch auf Futons.

Interessant: Das Kopfkissen der Japaner darf nicht nach Norden gerichtet sein. In diese Himmelsrichtung werden traditionell ausschließlich verstorbene Personen gebettet.

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1 Quelle: Worthman, Carol M.; Melby, Melissa K. (2002): Toward a Comparative Developmental Ecology of Human Sleep. In: Carskadon, Mary A. (Hg.): Adolescent sleep patterns. Cambridge University Press, 69–117.