Fair statt fast: Der TINAtex Textilsiegel-Check (Teil 2)

So grün können Textilien sein: Der Markt für ökologisch und fair produzierte Textilien wächst kontinuierlich. Möglichst billig, möglichst viel – das hat für viele keine Priorität mehr. Als Industrienäherei und Nähservice, der seit jeher hochwertige Textilien Made in Germany herstellt, freuen wir uns über diesen Trend hin zu einem bewussteren Konsum von Kleidung und Wohntextilien.  

Im zweiten Teil unseres Textilsiegel-Checks beschäftigen wir uns unter anderem mit dem ersten staatlichen Gütesiegel für Textilien.

Die bekanntesten Textilsiegel auf einen Blick (Teil 2):

Darüber hinaus klären wir diesmal auch über Greenwashing und unseriöse Siegel innerhalb der Textilbranche aus.

Herz in Baum geritzt

Grüner Knopf 

Der Grüne Knopf ist das erste staatliche Textilsiegel Deutschlands. Ziel des unabhängigen Gütesiegels ist eine grundlegende Sicherstellung ökologischer und sozialer Standards bei der Herstellung von Textilwaren. Der Verzicht auf Weichmacher sowie ein Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit sind ebenso Vorrausetzung für den Erhalt des Siegels wie die Zahlung von Mindestlöhnen und die Einhaltung von Arbeitsschutzstandards.  

Kritische Stimmen beanstanden, dass der Grüne Knopf ausschließlich die Gegebenheiten am Ende der Lieferkette berücksichtigt. Darüber hinaus orientieren sich die Kriterien an vielen Stellen an den gesetzlichen Vorgaben des jeweiligen Landes – insbesondere beim Thema Mindestlohn ist das teilweise bedenklich. 

Lesen: Der Grüne Knopf: Kreisförmiger Wegbereiter oder Beihilfe zum Greenwashing?

OEKO-TEX® Standard 100

Ein Produkt, das nach OEKO-TEX® Standard 100 zertifiziert ist, wurde auf Schadstoffrückstände überprüft und ist humanökologisch unbedenklich. Die Strenge der Prüfkriterien richtet sich nach der Produktkategorie, der das textile Erzeugnis zugeordnet werden kann. So gelten für Babykleidung beispielsweise strengere Vorgaben als für Gardinen.

Die Anforderungen des Labels hinsichtlich Chemikalien-Einsatz werden jährlich überarbeitet und steigen stetig – mittlerweile sind zehn von elf wichtigen Detox-Chemikaliengruppen vertreten. Damit sind die Kriterien für OEKO-TEX® Standard 100 mit Blick auf Rückstände im Endprodukt ungefähr so streng wie die des GOTS-Siegels. 

Baby lachend auf Bett
Grund zur Freude: Die Füllmaterialien für Kissen und Innenkissen unserer Industrienäherei sind nach OEKO-TEX® Standard 100 zertifiziert und für die Herstellung von Babyartikeln geeignet.

OEKO-TEX® Made in Green

Noch strengere Vorgaben als OEKO-TEX® Standard 100 liefert Made in Green by OEKO-TEX®. Bei der Vergabe dieses Siegels spielt neben dem Endprodukt selbst auch der Produktionsweg eine wichtige Rolle. Wer seine Textilien mit dem Label versehen will, wird in Sachen Chemikalienmanagement, Umweltleistung, Umweltmanagement, Arbeitssicherheit, soziale Verantwortung und Qualitätsmanagement streng überprüft.

Insgesamt tragen derzeit die Produkte von ca. 40 Unternehmen das Siegel – Tendenz steigend. Weitere Siegel aus der OEKO-TEX®-Familie sind eP by OEKO-TEX® und Detox to Zero by OEKO-TEX®, ein Siegel, das an Betriebsstätten vergeben wird.

Textilbündnis

Mit der Gründung des Bündnisses für nachhaltige Textilien reagierte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller im Jahr 2014 auf die zahlreichen Brände und Einstürze in asiatischen Textilfabriken. Ziel des Bündnisses sollte sein, die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Textilbranche auf allen Ebenen zu verbessern – von den sozialen Standards bis hin zu ökologischen und wirtschaftlichen Faktoren.

Mittlerweile zählt das Bündnis ca. 150 Mitglieder aus Wirtschaft, Regierung, Gewerkschaften etc. Da die Teilnahme am Programm aber nach wie vor freiwillig ist, konnten die ambitionierten Vorhaben der Initiative leider nur in einem sehr begrenzten Rahmen umgesetzt werden.

Greenwashing in der Textilindustrie: So erkennt man die PR-Lügen der Textilkonzerne

Die aufgeführten Textilsiegel sind allesamt seriöse Bestreben und tragen auf verschiedene Art zu einer Veränderung der Textilindustrie bei. Leider haben aber nicht alle Textilhersteller ein ernsthaftes Interesse daran, nachhaltiger und fairer zu produzieren. Um nach außen trotz fehlender Maßnahmen ein verantwortungsbewusstes Image zu transportieren, kommen nicht selten irreführende PR-Methoden zum Einsatz – das Unternehmen wäscht sich, seine Produkte und Dienstleistungen grün.

Hände waschenWässrige Aussagen, kaum Fakten: Viele Unternehmen versuchen durch Greenwashing nachhaltiger, ökologischer oder sozialverantwortlicher zu erscheinen, als sie tatsächlich sind.

Nicht nur mit schwammigen bzw. undurchschaubaren Formulierungen und emotionalisierenden Bildern (grüne Wiesen, lachende Kinder etc.) wird Greenwashing betrieben – viele Firmen legen sich gleich ein eigenes Siegel zu. Solche Siegel täuschen den Konsumenten, indem sie ihm suggerieren, dass das Produkt durch eine unabhängige Organisation geprüft und bewertet wurde.

Sollten Sie unsicher sein, ob ein bestimmtes Textilsiegel tatsächlich seriös und glaubwürdig ist, ziehen Sie unbedingt unabhängige Quellen heran. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace liefert aktuelle Informationen rund um die Produktion von Textilien.